Vereinsgeschichte
Wir sind ein gemeinnütziger Verein, der seit über 40 Jahren die Interessen von Menschen mit Autismus und deren Angehörigen vertritt.
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Die Geschichte unseres von Eltern gegründeten Vereins geht aus einer Selbsthilfeinitiative betroffener Eltern hervor, die in den 70er Jahren keinen Ansprechpartner für ihre besonderen Erziehungsprobleme fand.
1979 wurde auf Initiative der Familie Denker und anderen Eltern aus Meppen und Osnabrück der Verein „Hilfe für das autistische Kind“ in Betrieb genommen. Er umfasste den Einzugsbereich Emsland/Osnabrück mit je einem Therapiezentrum in Meppen und Osnabrück. Aus organisatorischen Gründen trennten sich die Osnabrücker Eltern aus dieser Kooperation und gründeten einen eigenen Verein.
Zu Beginn mussten die Therapien von den Eltern noch – anfangs ganz, später teils – selbst bezahlt werden. Auf der Grundlage (des bis Ende 2004 geltenden) Bundessozialhilfegesetz (derzeit SGB XII bzw. KJHG, ab 2020 Bundesteilhabegesetz). Auch räumlich galt es zunächst zu improvisieren, denn es standen nur die Privaträume einer Gründungsfamilie zur verfügung. Später bestand die Möglichkeit, Räume in der Bahnhofstraße in Meppen anzumieten
Da das komplexe Problem Autismus gerade bei Kinderärzten im Verlauf der letzten Jahrzehnte immer mehr in den Fokus rückte, gab und gibt es auch entsprechend klare Diagnosen für dieses Behinderungsbild. Es kamen vermehrt Anfragen, auch aus dem weiteren Umfeld unseres Therapiezentrums, mit der Bitte um Hilfe. Der damalige Vorstand des Vereins entschloss sich aus diesem Grund 1990 in Emden ein weiteres Therapiezentrum zu errichten. 2006 wurde dann, auch mit Geldern der Aktion Mensch, eine alte Villa am Rande der Stadt Emden erworben und dient auch heute noch – inzwischen modernisiert – der Therapie autistischer Menschen.
In den ersten ca. 20 Jahren nach Gründung des Vereins wurden alle geschäftsführenden Tätigkeiten von Isis und Franz Denker ehrenamtlich ausgeführt. Nach dem Tod von Franz Denker übernahm seine Frau Isis allein diese Funktion. Als Ende der 90‘ger Jahre Isis Denker ihr langjähriges Engagement beendete, übertrug der Verein die Aufgaben einer hauptamtlichen Geschäftsführerin.
Durch diese Veränderung ergaben sich neue Perspektiven in Bezug auf Therapie, Standorte und therapeutische Mitarbeiter. Durch die wachsende Professionalität der therapeutischen Angebote kamen Vorstand und Geschäftsführung zu dem Schluss, auch in weiteren Städten des nordwestdeutschen Raumes Therapiezentren zu errichten. Durch diese Entscheidung sollte Eltern der lange Anfahrtsweg zu den Therapiezentren in Meppen und Emden erleichtert werden. Durch die verbesserte Diagnostik stieg zudem der Bedarf an Therapien. So wurde im Jahr 2005 ein Therapiezentrum in Oldenburg eröffnet.
Erfreulicherweise ließen sich immer wieder Eltern finden, die durch ihre ehrenamtliche Vorstandsarbeit zum Erhalt und zur Fortentwicklung beigetragen haben.
Am Standort Meppen wurde im Jahr 2001 in der Hüttenstraße ein zweigeschossiges Haus erworben, das sowohl die Geschäftsstelle als auch das Therapiezentrum beherbergte.
Im Jahr 2003 wurde in einem kleinen Nebenbau des Therapiezentrums Meppen eine Werkstatt für autistische Erwachsene eingerichtet. Später erfolgte der Kauf eines benachbarten Hauses, das ebenfalls diesem Zweck diente. Über einen Verbundvertrag mit dem St.-Vitus-Werk Meppen werden zum jetzigen Zeitpunkt 14 Klienten in zwei Gruppen betreut.
In diesen Gruppen wird unter fachlich-pädagogischer Anleitung jenen autistischen Beschäftigten eine Eingliederung in den Arbeitsprozess ermöglicht, die unter den regulären Bedingungen einer WfbM oder auf dem freien Arbeitsmarkt keine Chance hätten. Die Werkstatt ist sowohl konzeptionell als auch räumlich nach autismusspezifischen Kriterien ausgerichtet, die sich eng an Konzepten von TEACCH ausrichtet
Im Jahre 2011 übertrug der Vorstand Diplom-Psychologin Martina Steinhaus die Geschäftsführung des autismus Regionalverband Weser-Ems e.V., die vorher viele Jahre als therapeutische Leiterin des Autismus-Therapiezentrums in Oldenburg tätig war. Unter ihrer Gesamtleitung und Geschäftsführung ist die Einrichtung stark gewachsen und die Therapie- und Beratungsangebote wurden deutlich erweitert.
Es folgten diverse Veröffentlichungen, unter anderem als Mitautorin in dem 2013 erschienen Buch „Überraschend anders: Mädchen & Frauen mit Asperger“ (TRIAS) und dem 2017 erschienenen Buch „Autismus-Therapie in der Praxis“ (Kohlhammer). Sie ist Gründungsmitglied der Fachgruppe Therapie im Bundesverband autismus Deutschland e.V. und repräsentiert den autismus Regionalverband Weser-Ems e.V. national und international auf Kongressen, Tagungen und durch zahlreiche Fortbildungen. Durch Vorlesungen und Fortbildungen in Weißrussland, Vietnam und Armenien konnte dazu beigetragen werden, dass das Behinderungsbild Autismus auch über regionale und nationale Grenzen hinaus zunehmend Beachtung findet und im Sinne der Unterstützung des Selbsthilfegedankens, betroffene Eltern und Fachleute darin unterstützt wurden, therapeutische Einrichtungen in ihren Ländern zu aufbauen.
Der wachsende Bedarf nach Autismustherapie und der Wunsch für die Eltern die Anfahrtswege zu verkürzen, führte zur Eröffnung weiterer Standorte (2010 Bassum, 2017 Leer). In diesem Zuge wurde auch die Leitungsebene durch Standortleitungen erweitert
Mit Martina Steinhaus konnten weitere wichtige Entscheidungen umgesetzt werden, wie z.B. die digitale Vernetzung der Therapiezentren sowie die Einführung eines Klientendatensystems.
Um durch das pädagogische Leistungsangebot den erweiterten Bedarfen der Menschen mit Autismus anzupassen, wurde neben den integrationsunterstützenden Maßnahmen der Schulbegleitung die Assistenz bei Erwachsenen mit Autismus im Wohnumfeld oder in der Freizeit durch MoPäD (Mobile Pädagogische Dienste) installiert.
Eine sehr wichtige Entscheidung für die Zukunft war die Gründung einer gemeinnützigen GmbH mit Start zu Beginn 2017. Der dadurch entstandene Zweckbetrieb, also der gGmbH, erhielt die Bezeichnung „Autismus-Therapie Weser-Ems gGmbH“. Die Autismus-Therapie Weser-Ems gGmbH ist seitdem mit allen therapeutischen und fachlichen Angelegenheiten befasst, der Verein „autismus Regionalverband Weser-Ems e.V.“ ist weiterhin auf ehrenamtlicher Ebene aktiv.
Durch die engagierte Vorstandsarbeit modernisierte sich auch dieses Gremium fortwährend. Unter dem Vorsitz von Bernd Kugler besteht eine enge Anbindung und kontinuierlicher Austausch mit der Geschäftsführung bei allen Belangen der Autismus-Therapie Weser-Ems gGmbH.
Der aktuelle Vorstand mit Erste stellv. Vorsitzende – Frau Heidrun Weber, Kassenwart – Herr Friedhelm Scholz, Schriftführerin – Frau Petra Dirks, geborenes Vorstandsmitglied -Martina Steinhaus (Geschäftsführung Autismus-Therapie Weser-Ems gGmbH), Beisitzer/in – Frau Elisabeth Naffin, Herr Hilmar Weber, engagiert sich vielseitig. Immer wieder konnten wir von einem besonderen Fachwissen einzelner Vorstandsmitglieder profitieren. Zurzeit engagiert sich der Verein besonders hinsichtlich der Vernetzung mit anderen Organisationen und der Möglichkeit der Schaffung von Wohnräumen für erwachsene Menschen mit Autismus.